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1. Katzenweisheiten "Die Pause"(Folge 1)

Katze mit Seil

Psychiatrie-Blog und Katzen? – Klingt erstmal nach „Die Autorin braucht Urlaub“. 😺

Aber meine Katze ist eine kleine Nervensystem-Expertin auf vier Pfoten. Sie zeigt mir täglich, wie Selbstregulation in schönster Form aussieht: beobachten, atmen, warten… und dann erst loslegen (😂am liebsten Richtung Futternapf).


Also: Wenn wir schon von der klugen Wissenschaft unseres Nervensystems sprechen – warum nicht von den besten Vorbildern lernen? Freue dich auf alltagstaugliche Psychologie, garniert mit einem Hauch Katzenweisheit. 🐾🐱



schlafende Katze

Sie sitzt oder liegt am Rand der Fensterbank.

Der Schwanz liegt wie ein Fragezeichen um ihre Pfoten.

Die Augen sind halb geschlossen, aber sie schläft nicht. Sie wartet.

Es gibt keine Eile in ihr. Keinen inneren Druck, sofort zu reagieren. Keinen Gedanken, den sie festhalten müsste. Sie ist einfach da.


Ein Geräusch im Flur. Ein Schatten. Ein kleiner Luftzug.

Nur das Ohr bewegt sich – ein feines, leises Drehmoment aus Aufmerksamkeit. Der Körper bleibt weich. Keine Anspannung, kein „Was, wenn…?“

Sie beobachtet, bevor sie entscheidet. Sie lässt die Welt auf sich zukommen, statt ihr voraus zu rennen.


Und ich merke:

👉Vielleicht ist das, was wir Selbstregulation nennen, nichts anderes als diese unscheinbare Kunst der Pause:


Nicht festhalten.

Nicht flüchten.

Nur schauen.

Nur spüren.

Nur atmen.

Und dann erst handeln.


Meine Katze zeigt es jeden Tag. Nicht als Methode. Sondern als Selbstverständlichkeit.


Was wir Menschen daraus lernen können (Psychiatrie-Spitex-Perspektive)

Viele Menschen glauben, dass Selbstregulation bedeutet:

ruhig bleiben müssen, sich zusammenreißen, alles sofort im Griff haben.

Doch das Nervensystem funktioniert nicht über Kontrolle. Es funktioniert über Orientierung.

Die Pause ist kein Stillstand. Sie ist eine Neu-Ausrichtung.

Eine Sekunde, in der sich Körper und Kopf sortieren dürfen. Eine Sekunde, in der wir – wie die Katze – nicht reagieren, sondern wahrnehmen.

Diese kleine Sekunde verändert oft alles.


Mini-Übung für den Alltag (1 Minute)


1. Pause – landen wie eine Katze

Spüre den Kontakt deiner Füße zum Boden oder deiner Hände zur Oberfläche. Nur ankommen, ohne etwas leisten zu müssen. Wie eine Katze, die erst den Boden prüft, bevor sie weitergeht.


2. Ohr bewegen – innen lauschen

Wie die Katze ihr Ohr dreht, ohne den Körper zu bewegen, öffnest du ein kleines inneres Ohr: Was geschieht im Außen? Geräusche, Temperatur, Licht? Was geschieht im Innen? Atem, Brust, Bauch?

Nicht analysieren – nur hören.


3. Weich bleiben – und einen „Geschmack“ wahrnehmen

Jetzt kommt der neue Sinnesanker: Wie schmeckt dieser Moment?

  • eher bitter (stressig, dicht)?

  • eher neutral (wie Wasser – einfach da)?

  • eher süß (ein kleines bisschen Ruhe)?

Es geht nicht um richtig oder falsch – nur um merken, welchem „Aroma“ der Moment ähnelt. So wird Regulation körperlich und unmittelbar.


4. Kleine Entscheidung – der 1%-Schritt

Wähle eine winzige Bewegung, die diesen Moment 1% leichter macht:

  • einmal ausatmen

  • Schultern sinken lassen

  • Tempo minimal reduzieren

  • eine Grenze innerlich spüren

  • einen Satz denken: „Nur dieser Moment.“


Die Katze würde genau das tun: nur die nächste, kleinste, klügste Entscheidung. Keine großen Ziele – nur Navigation.

Abschlussgedanke


Katzen verschwenden keine Energie. Sie überfordern sich nicht. Sie machen Pausen, die wir Menschen oft überspringen.

Vielleicht beginnt Selbstregulation genau dort:

in der kleinen, unspektakulären, stillen Pause, in der wir wieder bei uns ankommen –bevor wir weitergehen.

Die Pause ist der Anfang.


🐾Teil 1 zeigte die Kraft der Pause.

↗️In Teil 2 geht es darum, Ruhe anzunehmen, sobald sie da ist – so selbstverständlich wie ein Sonnenfleck.

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