Zwang (Teil 6)
- majabuetikofer

- 11. Nov.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 18. Nov.
"Einblicke in die Menschen hinter der Diagnose -Psychiatrie-Blog"
Teil 6: Rückfälle verstehen – Langzeitstrategien und Selbstfürsorge entwickeln

Warum Rückfälle dazugehören
Viele Betroffene hoffen, dass die Zwänge nach Therapie oder Selbsthilfe „für immer verschwinden“. Die Realität ist oft anders: Rückfälle gehören zum Heilungsweg.
Sie bedeuten nicht, dass man versagt hat – sondern dass man weiter übt, den alten Kreislauf zu unterbrechen.
👉 Rückfälle sind Signale: Sie zeigen, dass gerade Stress, Müdigkeit oder neue Belastungen den Zwang wieder verstärken.
Rückfälle sind kein Rückschritt, sondern eine Einladung, aufmerksam hinzuschauen:
Was braucht mein Körper, meine Psyche, mein Alltag jetzt, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen?
Langfristige Strategien:
Frühwarnzeichen erkennen
Rückfälle kommen selten „aus dem Nichts“. Oft kündigen sie sich durch typische Gedanken, Stimmungen oder Situationen an.
Frage dich:
Welche Situationen, Gedanken oder Gefühle kündigen einen Rückfall an?
Wann merke ich, dass der Druck stärker wird?
📋 Notiere deine persönlichen „Trigger“ und typischen Anzeichen (z. B. mehr Kontrollgedanken, steigende Waschrituale, wachsende Anspannung).
Rückfallplan entwickeln
Ein klarer Plan hilft, schnell zu reagieren, wenn alte Muster wieder auftauchen.
Eine Liste bereithalten: „Was hilft mir, wenn der Drang wiederkommt?“
Klein anfangen: ein Ritual verkürzen oder aufschieben, statt sofort ganz durchzuführen.
Hilfe suchen: Therapie-Tools wiederholen, Kontakt zur Selbsthilfegruppe oder Therapeutin aufnehmen.
So wird der Rückfall zu einem Trainingsfeld – nicht zu einem Urteil über dein Können.
Regelmäßige Übung
Expositionsübungen und andere Strategien sollten nicht nur in Krisenzeiten stattfinden, sondern als Teil des Alltags.
Weiterüben, auch wenn es gerade gut läuft.
Angsttagebuch oder Skalen führen, um Fortschritte sichtbar zu machen.
Das stärkt das Vertrauen in die eigene Bewältigungskompetenz – und macht es leichter, bei Belastung schnell zu reagieren.
Selbstfürsorge als Schlüssel
Zwänge gedeihen besonders in Stress, Erschöpfung und innerem Druck. Deshalb ist Selbstfürsorge kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit.
Körper: ausreichend Schlaf, Bewegung, gesunde Ernährung.
Psyche: Achtsamkeitsübungen, Entspannungsrituale (die NICHT zwanghaft sind 😉).
Soziales: Austausch mit anderen, sich öffnen, Nähe zulassen.
Freude: Aktivitäten, die Spaß machen, bewusst einplanen - statt alles vom Zwang bestimmen zu lassen.
Wer gut für sich sorgt, schwächt den Nährboden der Zwänge und stärkt seine innere Widerstandskraft.
Notfallplan bei Rückfall1. Frühwarnzeichen Meine typischen Signale sind: __________________________________________ __________________________________________ 2. Erste Schritte Wenn der Zwang stärker wird, kann ich: - das Ritual verkürzen oder hinauszögern - Atemübung (3x tief ein- und ausatmen) - 10 Minuten ablenken (Spaziergang, Musik, schreiben) 3. Unterstützung aktivieren Wer kann mir helfen / zuhören? __________________________________________ __________________________________________ 4. Erinnerungen Ich sage mir: 👉 „Ein Rückfall heißt nicht, dass alles verloren ist.“ 👍 „Ich habe schon Fortschritte gemacht, die zählen weiterhin.“ 😊„Jeder kleine Schritt zurück in den Alltag ist ein Sieg. |
Diesen Plan kannst du schriftlich festhalten und sichtbar aufbewahren – z. B. im Portemonnaie oder am Kühlschrank.
Fazit
Rückfälle sind kein Scheitern – sondern Teil des Lernprozesses. Sie zeigen, wo das Leben noch Übung braucht, und geben die Chance, mitfühlender mit sich selbst zu werden.
Jeder Umgang mit einem Rückfall ist ein Schritt zu mehr Selbstwirksamkeit und innerer Freiheit.
👉Wer gelernt hat, mit Rückfällen umzugehen und gut für sich zu sorgen, ist schon auf einem starken Weg – doch wie geht es weiter?

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